Ein Zeichen gegen den Krieg

Ein Wiedersehen mit Freunden

Flüchtling im eigenen Land

In der Stadt mit etwa 100.000 Einwohnern leben 2025 zusätzlich 35.000 registrierte und noch einmal so viele nicht registrierte Binnenflüchtlinge. Viele sind Kinder. Nicht alle haben schlimmen Erfahrungen gemacht aber alle erfüllt der Krieg mit Sorge und Beunruhigung und er ist Bestandteil des Alltags.

Unsere Partnerschule

Bereits 2024 haben wir zusammen mit dem Verein “kid´s smile” aus Aachen und dem “Botschafter der Westukraine in der Slowakei”, Eduard Buraz, ein Zirkusprojekt mit Kindern der Uschhorod Spezial Schule mit dem Förderschwerpunkt hören durchführen dürfen. Etwa die Hälfte der 70 Schüler wohnt auch im angeschlossenen Internat. Einige von Ihnen haben Fluchterfahrung.

Was hat sich geändert

2025 hat sich die Lage verändert. Die Sandsäcke vor den Eingängen und Kellerfenstern öffentlicher Gebäude sind verschwunden. Luftalarm ist nicht mehr so häufig zu hören. Wer sich in einem öffentlichen Gebäude befindet, muss trotzdem in einem Kellerraum Schutz suchen. Veranstaltungen werden unterbrochen.  Obwohl nicht mehr so sichtbar, hat sich die Lage insgesamt verschlimmert.

Es ist kalt

Durch die beständigen Angriffe der russischen Armee auf die Versorgung ist Energie knapp. Das merken auch die Kinder. Trotz frostigen Temperaturen, dürfen öffentliche Gebäude erst ab 1. November und damit einen Monat später als im letzten Jahr geheizt werden.

Ein Krieg gegen die Kinder der Ukraine

Viele Eltern lassen deshalb ihre Kinder nicht zur Schule gehen. Die Kinder im Internat haben diese Möglichkeit nicht. Sie lernen in kalten Klassenräumen, spielen auf einem kalten Pausenhof und steigen abends in ihr kaltes Bett. 30 Gramm Brot stehen einem Kind im Internat zum Frühstück zur Verfügung.

Manege frei!

So ist unsere Artistenschar auf 38 Kinder zusammengeschrumpft, was der Freude aber keinen Abbruch tut. Am Montag um 10.00 Uhr ist es soweit, gefolgt von den etwas verhalteneren Lehrern stürmen die Kinder den großen Saal des “Padiun” des Kulturzentrums der Stadt. Die Leiterin des “Padiun” unterstützt das Projekt auch in diesem Jahr mit der Bereitstellung von Räumlichkeiten.

Schon in den ersten Minuten  beim Trubel rund um unser großes Wiedersehen fallen uns die “Schniefenasen” und das Husten auf. Kateryna Hallas arbeitet zwar nicht mehr an der Schule, hat sich aber frei genommen um mit Katrin die Moderation in der Manege zu übernehmen.

Beim Ausprobieren unserer verschiedenen Zirkuskünste wird uns allen schnell warm. Viele Kinder kennen uns bereits, es sind aber auch neue, vor allem kleinere dabei. Schnell wird klar, dass diese Kinder besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung brauchen.

Willkommen im Team

Die Lehrer unterstützen uns tatkräftig. Immer findet sich jemand, der bereitwillig übersetzt oder gebärdet, wenn die Kleinen etwas nicht verstehen. Auch die großen Schüler übernehmen Verantwortung. Das ist nur ein Teil der vielen Kleinigkeiten, die dieses Projekt für uns zu einem ganz Besondern machen.

Warum ein Zirkusprojekt in einem Land im Krieg?

Interview mit Marta Ignash, Lehrerin an der Ushhorod Spezial Schule

Robi: Willkommen zurück im Circus. Können Sie sich bitte vorstellen?

Marta: Ich bin Marta Ignash und arbeite als Lehrerin an der Schule für Gehörlose in Uzhhorod.

Robi: Ich bin sehr erfreut. Wir kennen uns bereits. Wir haben uns letztes Jahr hier in Uschhorod getroffen. Wie haben Sie das Projekt im letzten Jahr empfunden?

Marta: Wir haben letztes Jahr zum ersten Mal von diesem Projekt gehört, als es anlief. Ihr Unternehmen möchte mit Wohltätigkeit an der Rehabilitation unserer Kinder arbeiten. 

Nun, wir standen der Idee erst etwas skeptisch gegenüber. Wie die Lehrkräfte waren auch unsere Schüler skeptisch. Wir fragten uns, was eine Zirkustruppe unseren hörgeschädigten Kindern bieten könnte. Aber es war eine sehr positive Erfahrung.

Robi: Wie meinen Sie das?

Marta: Es war eine sehr positive Erfahrung, denn gleich nach dem ersten Tag haben wir gesehen, wie glücklich die Kinder über die Teilnahme an diesen Programm waren. Was hat dieses Projekt den Kindern gebracht? Nun, Vertrauen. Die Kinder haben sich gerne und mit viel Freude daran beteiligt. Die Kinder sind dadurch selbstbewusst geworden. Und noch Einiges mehr. Was soll ich sagen?

Robi: Geht es um den Zusammenhalt, um Gemeinschaft?

Marta: Zusammenhalt ja, vor allem Zusammenhalt und vor allem Seelenfrieden, Warum Seelenfrieden? Es sind sehr schwierige Zeiten, mit dem Krieg und den häufigen Luftalarmen. Sie hinterlassen Spuren in der inneren Welt der Kinder. Sie hören diese Alarme nicht mehr wirklich, aber sie spüren sie, sie spüren sie tief und deshalb gibt es diese Spannung bei Kindern und Erwachsenen. 

Und dann kommt ein Projekt wie dieses, bei dem sie mit Freude dabei sind. Sie können Ergebnisse vorweisen und ein Erfolgserlebnis haben. Das ist eine sehr große und bedeutende Sache in ihrem Leben. Ein Gegengewicht in der Seele. 

Ich freue mich also sehr, dass Sie zu uns gekommen sind, dass Sie an unsere hörgeschädigten Kinder denken, und zum Schluss möchte ich Ihnen in ukrainischer Gebärdensprache Gesellschaft wünschen, wenn ich darf.

Robi: Sie sind herzlich willkommen.

Marta: Ich wünsche Ihnen viel Kraft, Gesundheit, Geduld und Frieden.

Robi: Ich danke Ihnen vielmals.

(Das Interview führte Robert Berki/Circus Soluna)

Circus Soluna
Author: Circus Soluna

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