Der Bus ist zu spät
Wie man hört sind manche Kinder heute bereits um fünf Uhr aufgestanden. Sie konnten es nicht mehr erwarten zum Zirkus zu kommen. An einer der Bushaltestelle hat sich Nervosität breit gemacht: Der Bus ist zu spät!
Schulleiter rufen im Büro von “feman” an: “Warum ist meine Schule nicht dabei? Kosice hat 122 Schulen. Als wir vor ein paar Monaten auf der Suche nach Kooperationspartnern waren, haben viele dankend abgelehnt.
Eltern und Großeltern melden sich und wollen die Vorstellung am Freitag besuchen. Auch auf dieser Seite gab es im Vorfeld eher Bedenken. Für das Zirkusprojekt fällt zu viel wertvoller Unterricht aus. Wie man sieht hat Begeisterung am ersten Tag hat bereits Wellen geschlagen.
Der zweite Tag beginnt mit den Balanceübungen auf dem Bambusstamm. Ein Feuerwerk der Emotionen beginnt. Als klar geworden ist, was die Aufgabe ist, stürzen sich die Kinder auf dieses Abenteuer. Manche noch mit Hilfe, aber viele stehen bereits voller Vertrauen auf dem Bambus. Ungläubiges Staunen geht nahtlos in unbändige Freude über und zaubert ein Lächeln. auf die Gesichter.
Ein Clown bringt 100 zum Lächeln
Wir kündigen den Kindern an, dass der heutige Tag mit Manegenkostproben der einzelnen Gruppen beschließen wird. Wir bereiten sie auf ihren ersten Auftritt vor, in dem wir ihnen die Zutaten für den “coolen Auftritt” verraten. Das machen wir in Form einer Comedynummer mit Robi, der immer alles falsch macht, Katrin, die verzweifelt versucht, ihm das richtig bei zu bringen und Viki, die übersetzt. Für die Kinder ist das augenscheinlich ein Riesen Spaß und sie sind begierig am Ende einmal selbst zu zeigen, wie es richtig geht. Michaela, eine der Übersetzerinnen im Team bringt es in der abschließenden Teamrunde so zum Ausdruck: Ein Clowns bringt 100 zum Lächeln.
Wir haben unser Seillaufgestell mitgebracht. Das kann in einer Turnhalle frei stehen, ohne dass zusätzliche Befestigungspunkte notwendig sind. Es ist innerhalb der Halle beweglich und kann zur Vorstellung auch in der Manege stehen.
Trainer sind Alexander und Kim ein Oberstufenschüler und eine -schülerin des Deutschen Zweiges eines Gymnasiums in Kosice. Ihnen gelingen an diesem Tag zwei erstaunliche Erfolge. Timor, ein Junge mit Höhenangst, dem seine Lehrer bescheinigen, wenig Spaß an Bewegung zu haben, hat seinen aktuellen Lieblingstrick in sein Programm aufgenommen. Er geht mit verbundenen Augen zum Erstaunen seiner Lehrer rückwärts über das Seil.
In der Pause stehen plötzlich Artem und Daniel, die beiden hörgeschädigten Jungs aus Uschorot auf dem Seil. Bereitwillig und voller Vertrauen, lassen sie sich von den beiden fast gleichaltrigen Trainern über das Seil begleiten.
Frauke eine jugendliche Trainerin aus dem Jugendzentrum “inside” in Eynatten hat mit Hilfe von Chat GBT eine rege Unterhaltung mit den beiden Jungs aufgenommen. “Übersetze mir immer alle Dinge die ich auf Deutsch schreibe sofort ins Ukrainische und alle Dinge die ich auf Ukrainisch Schreibe ins Deutsche. Führe diese Regel für die Gesamte Konversation fort.” ist ihr Zauberspruch des Tages.
Die Notizblöcke des Teams füllen sich mit den Slowakischen Bezeichnungen für akrobatische Figuren und Jonglagetricks.
Lauras hat ihren Namen in ukrainischer Gebärdensprache gelernt und Niklas erlebt die Überraschung des Tages: “Der Daniel hat korrekt Lukas und Lauras Namen gesagt!” Frauke ist über eine andere Tatsache gestolpert: “Ihr habt hier die besten und so viele verschiedene Waffeln, was geht mit Euch?”
In Kosice gibt es nicht nur den Zirkus mit den Kindern. Der “Zirkus der Sterne” zeigt auch, welche Energie junge Menschen entwickeln können, wenn man sie ernst nimmt und ihnen die Chance gibt Verantwortung zu übernehmen und zu gestalten.
Kataryna ist eine Lehrerin aus Uschorod. Sie ist mit den beiden Seilläufern von oben hier zu Gast, um sich einen Eindruck zu verschaffen und nach Hause zu tragen, was in der nächsten Woche in Uschorod passieren wird. Ich frage sie: “Kannst Du Dir vorstellen, dass Eure Kinder das können?” Ihre Antwort am ersten Trainingstag kommt ohne zu zögern und mit einem Lächeln: “Ich sehe nichts, was ich unseren Kindern nicht zutrauen würde.”
zum nächsten Tag in Kosice